"Freiheitliche Gesellschaften sind immer ein großes Experiment"

Abschlussvortrag in der Liberalismusreihe der Karl-Hermann-Flach-Stiftung
Nachricht14.07.2016Kamran Rostam
Gerhardt
Dr. Wolfgang Gerhardt in Bad Homburg v. d. HöheKarl-Hermann-Flach-Stiftung

Mit der Rede des Vorsitzenden der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit endete nun die fast zweijährige Veranstaltungsreihe „Noch eine Chance für den Liberalismus?“ der Karl-Hermann-Flach-Stiftung und des Forschungskollegs Humanwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt.

Dr. Wolfgang Gerhardt erinnerte die über 115 interessierten Teilnehmer mit seinem eindrucksvollen Vortrag unter der Überschrift „Warum Liberal?“ an den nach wie vor hohen Wert der politischen Idee von Freiheit und Eigenverantwortung.  Zusammen mit der anschließend durch den Tagesspiegel-Korrespondenten Dr. Christoph von Marschall moderierten Diskussionsrunde, fand die 2014 initiierte Liberalismusreihe damit ihren Abschluss in Bad Homburg.

Gerhardt

„Freiheit bedeutet, nicht von der Gnade derer leben zu müssen, die stärker sind.“

Dr. Wolfgang Gerhardt, Vorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Die Schwierigkeit mit der Freiheit

Vor dem Hintergrund der weltweit immer noch hohen Zahl an despotischen und diktatorisch regierten Staaten, verdeutlichte Dr. Gerhardt sehr plastisch den universellen Wert von freiheitlich verfassten Gesellschaften. Gerade auch der Selbstbehauptungswille gegenüber Feinden dieser Freiheit gehöre deshalb für ihn dazu.   Diese täglich stets neu zu etablierende Grundlage unserer westlichen Demokratie bestehe jedoch auch in einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung, welche faire Spielregeln setzt und Leistung sowie Innovation fördere.  In Erinnerung an den 2009 verstorbenen Liberalen Ralf Dahrendorf verdeutliche Dr. Gerhardt zudem, wie das Grundrecht auf Bildung zum regelrechten Ressourcenspender für selbstbestimmtes Leben werden kann. Bestandteile wie diese seien es, die einen umfassenden modernen Freiheitsbegriff bilden, so der Redner.

Spielregeln müssen eingehalten werden

Das spürbar hohe Interesse der Teilnehmer drückte sich vor allem in vielen Nachfragen zu aktuellen Themen der Europäischen Union aus. Angesprochen auf das Beispiel des Brexits, erteilte Dr. Wolfgang Gerhardt möglichen Volksbefragungen auf Bundesebene eine klare Absage. Als überzeugter Anhänger der repräsentativ verfassten Demokratie erinnerte er vielmehr an die emotionalen Überlagerungen mit sachfremden Themen und den oftmals fehlenden Bezug zu möglichen Konsequenzen. In der Krise der EU falle gerade Deutschland nun die wichtige Aufgabe zu, deren Existenz als Rechtsgemeinschaft zu stärken und die Auseinandersetzung über die Zukunft mit anzuführen, so Gerhardt abschließend.