"Für die Freiheit des Wortes"

Karl-Hermann-Flach-Preis 2017 geht an Prof. Timothy Garton Ash
Nachricht13.10.2017Wiesbaden
Prof. Timothy Garton Ash
Prof. Timothy Garton Ash

Der britische Historiker und Literat Timothy Garton Ash wird in diesem Jahr mit dem Karl-Hermann-Flach-Preis ausgezeichnet. Der Stiftungsrat und der Vorstand der Karl-Hermann-Flach-Stiftung würdigen damit sein herausragendes wissenschaftliches und publizistisches Werk. Die Preisverleihung findet am 25. November in Frankfurt am Main statt.

Prof. Timothy Garton Ash wurde einem breiteren Publikum in Deutschland durch sein Buch „Ein Jahrhundert wird abgewählt“ (1990) bekannt. Er präsentiert sich als Chronist, aufmerksamer Beobachter und engagierter Kommentator des Wandels in Mitteleuropa. Dieses Buch ist nicht nur eine Bestandsaufnahme der Veränderungen in Mittel- und Osteuropa, eine Würdigung einer liberalen und offenen Debattenkultur; es ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine europäische Wertegemeinschaft, geschrieben mit politischem Scharfsinn, mit Engagement und Bewunderung für die Bürgerbewegungen in Mittel- und Osteuropa. Aus einer anderen Perspektive – grundsätzlicher, philosophischer und theoretischer – greift Garton Ash zentrale Themen aus der Zeit des Umbruchs in Mittel- und Osteuropa in seinem neustem Buch „Redefreiheit. Prinzipien für eine vernetzte Welt“ wieder auf. Ash empfiehlt „einen Rahmen für die friedliche und zivilisierte Austragung von Konflikten (zu) erarbeiten.“

Garton Ash liefert darüber hinaus ein Update der liberalen Idee von freier Rede unter veränderten Bedingungen, veränderten Bedingungen insoweit, als Konzerne wie Facebook oder Twitter mehr Möglichkeiten haben Informations- und Redefreiheit zu gewährleisten oder zu begrenzen als die meisten Staaten. „Die größten dieser privaten Mächte sind eine Art virtueller Staaten.“

Schritt für Schritt systematisch, umfassend und sprachlich brillant entwickelt Garton Ash die Grundprinzipien einer modernen Haltung zur Meinungsfreiheit. Und beschreibt, warum es Meinungsfreiheit überhaupt geben sollte: Wir brauchen „das liberale Gut der freien Meinungsäußerung in der Kommunikation mit anderen, um ganz wir selbst sein zu können“. Ohne Meinungsfreiheit, so sein Credo, ist eine gute Staatsführung nicht möglich. Meinungsfreiheit ist notwendig, um zu überprüfen und zu kontrollieren, was die Regierung tut. Meinungsfreiheit schließlich ermöglicht es uns, mit der Vielfalt zu leben, uns in Toleranz zu üben, in Gesellschaften, die von Konflikten und unterschiedlichen Auffassungen geprägt sind. Dabei plädiert Ash, die Meinungsfreiheit so wenig wie möglich durch Gesetze oder Maßnahmen von Regierungen oder Privatkonzernen einzuschränken, sondern gemeinsame Normen und Praktiken zu etablieren, um die Meinungsfreiheit universell zu bewahren und zu entwickeln. Dies ist heute dringlicher denn je, da kulturelle, religiöse und politische Konflikte an der Tagesordnung sind und die öffentliche Rede häufig durch Hass, Vorurteile, Lügen, „fake news“ und “hate speeches“ geprägt ist.

"Timothy Garton Ash tritt engagiert für die Freiheit des Wortes, den offenen Diskurs und für eine Stärkung der Zivilgesellschaft ein. Seine Ausführungen sind geprägt durch eine hohe Gedankendichte, die er sprachlich hervorragend ausführt, und – trotz der Beschreibung und Analyse aller Anstrengungen, wie Staaten und Konzerne die Meinungsfreiheit einschränken wollen – voller Optimismus", so der Stiftungsrat und Vorstand der Karl-Hermann-Flach-Stiftung in seiner Begründung. Sein Fazit und seine Hoffnung ist, dass alle unvermeidlichen, unverzichtbaren und kreativen Konflikte friedlich ausgetragen werden, nicht mit Kampf und Totschlag, sondern mit einem Kampf der Worte. „Doch wir müssen uns darum bemühen, Bedingungen zu schaffen, unter denen wir uns darüber einig werden, wie wir uneinig bleiben.“

Seit 2010 zeichnet die Karl-Hermann-Flach-Stiftung mit dem 5.000€ dotierten Preis Journalisten, Künstler und Publizisten aus, die sich durch besonderes Engagement im Sinne des politischen Liberalismus von Karl-Hermann Flach hervor getan haben. Die Preisvergabe wird dabei von der zentralen Aussage Flachs geleitet:

"Nach außen hin endlich als Staat des Friedens Anerkennung zu finden, nach innen hin Staat und Gesellschaft durch den Weg liberaler Reformen krisensicher zu machen und den Freiheitsgrad unseres Gemeinwesens, die Werte der Humanität, der Liberalität, der Toleranz und des Rechts auf persönliche Entfaltung in einer veränderten Welt und unter neuen Bedingungen zu erhalten und aufzubauen" (Die Freiburger Thesen der Liberalen, 1971).

Die ausführliche Einladung zur Preisverleihung am 25. November 2017 in Frankfurt am Main folgt noch. Weitere Informationen zum Preis: www.karl-hermann-flach-stiftung.org/content/karl-hermann-flach-preis