Journalistin Sabine Adler erhält Karl-Hermann-Flachpreis 2015

Nachricht21.11.2015
Sabine Adler

Die langjährige Osteuropa-Korrespondentin des Deutschlandradio, Sabine Adler, hat am Freitagabend den Karl-Hermann-Flach-Preis 2015 erhalten. In einer feierlichen Zeremonie überreichte der Vorsitzende der Karl-Hermann-Flach-Stiftung, Dr. Herbert Hirschler, in der Nationalbibliothek in Frankfurt der Journalistin und Autorin den mit 5000 Euro dotierten Preis. 

Hirschler würdigte das Denken der Ausgezeichneten, das von einer „freiheitlichen und an einer starken Zivilgesellschaft orientierten Überzeugung“ geprägt sei. Sabine Adler belasse nichts im Ungefähren, beziehe Position und formuliere klar und verständlich. 

„Sabine Adler geht immer ganz nah heran und lässt sich von nichts und niemanden vereinnahmen“, betonte Christoph Schwennicke vom Magazin CICERO in seiner Laudatio. Für ihn sei die Korrespondentin so etwas wie der „Gerd Ruge des Radios“. 

Der Chefredakteur nutzte seinen Auftritt auch für medienkritische Anmerkungen. Den traditionellen Medien sei in letzter Zeit die Deutungshoheit entgangen. Mit dem Einzug des Internets zähle immer mehr die „steile These“. Guter Journalismus, so Schwennicke weiter, habe aber etwas mit Kompetenz zu tun, nach dem Motto: „Erst wissen, dann meinen“. Diese Voraussetzung bringe Sabine Adler mit: „Sie hat die russische Seele verstanden und weiß, wie Polen tickt“. Von Karl-Hermann Flach hätte sie in ihrem journalistischen Wirken die volle Unterstützung gehabt. 

Knapp 300 Gäste kamen in die Nationalbibliothek. Die Preisträgerin zog in ihrer Dankesrede einen breiten Bogen der aktuellen Ereignisse in Paris, im Nahen Osten, der Ukraine und Rußland. „Die Zeiten werden immer unübersichtlicher. Die Angst vor Terror ist ein ständiger Begleiter“, konstatierte die Journalistin. Deutschland sei enorm polarisiert, möglicherweise heute sogar noch mehr als zu Zeiten Karl-Hermann Flachs, als sich das Land wegen der Ostpolitik von Willy Brandt zerstritten hätte.

Adler prophezeite: „Hunderttausende Flüchtlinge werden Deutschland verändern.“ Die Gesellschaft werde in Zukunft mehr Anstrengungen unternehmen müssen, um ihre demokratischen Grundwerte und Freiheit zu bewahren.

Scharfe Kritik übte sie an der Politik des russischen Präsidenten Putin, an der russischen Annexion der Krim und an Verunglimpfungen der demokratischen Bewegung in der Ukraine durch russische Propagandisten. 

Zwischen den Reden sorgten Jazzband und Schülerchor des Dilthey-Gymnasiums aus Wiesbaden mit diversen musikalischen Einlagen für Auflockerung.

Insgesamt waren knapp 300 Gäste der Einladung zur Preisverleihung gefolgt, darunter zahlreiche Landespolitiker sowie die ukrainische Generalkonsulin Alla Polyova.

Die Karl-Hermann-Flach-Stiftung verleiht den Preis seit 2010 an Journalisten, Künstler und Publizisten, die sich durch ein besonderes Engagement im Sinne des politischen Journalismus von Namensgeber Flach hervorgetan haben. Zuletzt ging er an den Wirtschaftsjournalisten Dr. Rainer Hank (F.A.S.).

Text: Ludger Kersting

Herunterladen

Die Rede im Wortlaut
pdf 277.49 KB