Karl-Hermann Flach

Leben und Werk
Karl-Hermann Flach

Karl-Hermann Flach wurde am 17. Oktober 1929 in Königsberg (Preußen) geboren. Er begann seine journalistische Laufbahn nach Abschluss der Oberschule als politischer Redakteur bei der liberal-demokratischen „Norddeutschen Zeitung“ in Schwerin. Am 15. April 1946 trat er der Liberal-Demokratischen Partei (LDP) in Rostock bei und wurde Jugendreferent der dortigen Ortsgruppe,  1947 war er für die Pressearbeit des Kreisverbandes Rostock verantwortlich. Ab 1948 gehörte Flach als Jugendvertreter dem geschäftsführenden Landesvorstand der LDP Mecklenburg an.

Im Oktober 1949 floh Flach aus der DDR nach West-Berlin, wo er bis 1953 u.a. Politikwissenschaften und Publizistik an der Deutschen Hochschule für Politik und der Freien Universität Berlin studierte. 1953 erfolgte der Abschluss des Diplom-Examens in Politologie. Finanziert wurde das Studium durch seine Tätigkeit als freier Journalist, insbesondere für den Norddeutschen Rundfunk. Nach dem Studium war Flach bis 1954 als Wirtschaftsredakteur in Frankfurt am Main und in Bonn tätig.

1954 wurde Flach Mitarbeiter in der Bundesgeschäftsstelle der FDP, zuerst als stellvertretender Leiter der Presseabteilung und von 1959 bis 1961 als Bundesgeschäftsführer. In dieser Funktion organisierte Flach den Bundestagswahlkampf 1961, bei dem die FDP 12,8 % der Stimmen erhielt.

Flach zog sich 1962, als die FDP erneut dem Kabinett Adenauer beitrat, aus der aktiven Parteiarbeit zurück. Er war danach fast 10 Jahre lang bei der Frankfurter Rundschau tätig - zunächst als Ressortleiter Innenpolitik, ab 1964 als stellvertretender Chefredakteur und ab 1970 als geschäftsführender Redaktionsleiter. Für seine publizistischen Arbeiten erhielt Flach 1964 den Theodor-Wolff-Preis und 1969 den Deutschen Journalistenpreis.

Am 21. 10.1969 wurde Willy Brandt mit 251 gegen 235 Stimmen zum Bundeskanzler gewählt. Die Bildung der sozialliberalen Koalition führte zu heftigen Richtungskämpfen innerhalb der Freien Demokraten.

Flach verband - in einem in der deutschen Politik eher seltenen anzutreffenden Wechselspiel zwischen Politik und Journalismus - Ideologie und Praxis. Er war deshalb bereit, wieder die Politik der F.D.P aktiv selbst zu gestalten als sich die Partei programmatisch neu zu orientieren begann. Mit den Worten „Hiermit melde ich mich aus der Reserve in den aktiven Dienst der F.D.P zurück“ eröffnete er am 26. Oktober 1971 seine Rede auf dem Freiburger Parteitag der F.D.P.

Auf diesem Parteitag wurde Karl-Hermann Flach zum Generalsekretär der F.D.P gewählt.

Freiburg war der von Flach maßgeblich mitgestaltete Versuch einer modernen liberalen Alternative zum Sozialismus und zur christlichen Soziallehre. Flach konstatierte, dass der Liberalismus im 19. Jahrhundert erstarrt sei. Nachdem es dem Liberalismus gelungen sei, eine der größten historischen Leistungen der Neuzeit zu erbringen, nämlich den Übergang vom Absolutismus zum verfassungsmäßigen Rechtsstaat zu erzwingen, habe sich der Liberalismus auf seinen Lorbeeren ausgeruht und nicht erkannt, dass damit nur der erste Schritt zu einer liberalen Entwicklung der Gesellschaft geleistet worden war. Flach formulierte in seiner Streitschrift und in seinen Beiträgen zu den Freiburger Thesen die Grundzüge eines liberalen Reformprogramms. Ziel dieser Überlegungen war es, „nach außen hin endlich als Staat des Friedens Anerkennung zu finden, nach innen hin Staat und Gesellschaft durch den Weg liberaler Reformen krisensicher zu machen und den Freiheitsgrad unseres Gemeinwesens, die Werte der Humanität, der Liberalität, der Toleranz und des Rechts auf persönliche Entfaltung in einer veränderten Welt und unter neuen Bedingungen zu erhalten und aufzubauen“ (Flach, Die Freiburger Thesen der Liberalen, 1971).

In Freiburg wurde ein moderner Liberalismus formuliert, der die Demokratisierung und Liberalisierung des Staates und der Gesellschaft zum Ziel hat.

1972 kandidierte Flach im Wahlkreis Bad Homburg für den Deutschen Bundestag. Über die Landesliste der hessischen F.D.P wurde Flach in das Parlament gewählt. Er wurde stellvertretender Fraktionsvorsitzender der F.D.P-Fraktion im Deutschen Bundestag.

1947 war Flach an schwerer Tuberkulose erkrankt, an deren Spätfolgen er sein Leben lang litt. Am 25. August 1973 starb er in Frankfurt am Main, im Alter von 43 Jahren.

Wie aktuell die Überlegungen von Karl-Hermann Flach sind, erschließt sich bei der Lektüre seiner Schriften. Er macht deutlich, dass der Liberalismus eine Vielzahl historischer Aufgaben vollbracht hat. Flach betont, dass Liberalismus in Wahrheit nicht mehr und nicht weniger bedeutet als Einsatz für die größtmögliche Freiheit des einzelnen Menschen und Wahrung der menschlichen Würde in jeder gegebenen oder sich verändernden gesellschaftlichen Situation. Wer wollte bestreiten, dass liberale Auffassungen auch heute erforderlich sind, um den gesellschaftlichen Wandel aktiv mitzugestalten.